Beteiligte Mitglieder:
Prof. Michael Welker
Der Erforschung zentraler theologischer und gesellschaftlich relevanter Themen im Dialog mit Natur- und Kulturwissenschaften dient Abteilung I des FIIT. Der von dem geschäftsführenden Direktor des FIIT, Prof. Michael Welker, geleitete Forschungsbereich organisiert regelmäßig international und interdisziplinär besetzte Tagungen.
Gefördert durch Sponsoren aus dem In- und Ausland konnten dabei in den letzten Jahren mehrjährige Großprojekte zum Dialog Theologie und Naturwissenschaften, Theologie und Rechtswissenschaften, Theologie und Wirtschaftswissenschaften durchgeführt und publiziert werden. Im Rahmen der Zukunftsoffensive IV des Landes Baden-Württemberg wurden das Projekt „Images of the Divine and Cultural Orientations: Jewish, Christian, and Islamic Voices“ (mit Kolleginnen und Kollegen aus Harvard, Yale und der University of Chicago) sowie mehrere Projekte zum Themenkomplex „Religion and Civil Societies“ (Ungarn, Südafrika) gefördert. Mehrere Konsultationen mit Universitäten in Hongkong, Taipeh, Peking und Seoul führten zu gemeinsamen Veröffentlichungen.
Seit 2018 wird eine Serie von jährlich jeweils zwei internationalen und interdisziplinären Konsultationen zum Themenkomplex „Character Formation, Ethical Education, and the Communication of Values in Late Modern Pluralistic Societies“ (zu Markt, zu Religion 2018; zu Recht, zu Wissenschaft 2019; zu Familie, zu Bildung 2020; zu Medien, zu Verteidigung 2021; zu Politik, zum Medizinsystem 2022) durchgeführt.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Thorsten Moos, Prof. Klaus Tanner, Prof. Thomas Fuchs
Der Forschungsbereich Theologie, Bio- und Medizinethik hat einen doppelten Schwerpunkt. Zum einen werden exemplarische Fragen der Medizinethik, der Public-Health-Ethik, der Ethik der Biowissenschaften sowie der Umweltethik behandelt. Zum anderen werden Kategorien und Perspektiven adressiert, die quer zu den verschiedenen materialethischen Feldern liegen und diese verbinden. Zu diesen gehören insbesondere Verkörperung, Subjektivierung, (Ent-)Moralisierung und Institutionalisierung. Als wesentliche Referenzdisziplinen fungieren neben der Medizin, den Bio- und Umweltwissenschaften die philosophische Anthropologie und die Rechtswissenschaft.
Die alttestamentlichen Einsichten in die intrinsischen Verbindungen von Rechtsentwicklung, einem Ethos des Schutzes der Schwachen und einer auch religiös relevanten Wahrheitssuche haben bis in das 20. Jahrhundert hinein die Konzeptionen eines Rechts-und Sozialstaats mitgeprägt. Bedeutende Weichenstellungen vollzog insbesondere die Reformation, die gerade im Rückgriff auf biblische Überlieferungen die neuzeitliche Rechtsentwicklung entscheidend beeinflusst hat. Die Arbeiten der Abteilung III nehmen zahlreiche biblisch-exegetische und reformatorisch-historische Impulse auf. Sie suchen aber auch interdisziplinäre Kooperation in der Erschließung naturwissenschaftlicher Normbegriffe (Buchveröffentlichung: Concepts of Law in the Sciences, Legal Studies and Theology). Das komplexe Verhältnis von Rechtsdogmatik und theologischer Dogmatik wurde im Austausch zwischen Theologie und Rechtswissenschaften in mehreren Konsultationen erörtert (Profs. A. von Bogdandy [Max-Planck Institut für Ausländische Öffentliches Recht und Völkerrecht], U. Mager, E. Schmidt-Assmann, Ph. Stoellger, K. Tanner, M. Welker). In Verbindung mit Prof. J. Witte und dem Center for the Study of Law and Religion an der Emory University, Atlanta, und dem Journal of Law and Religion, Cambridge, wurden und werden zahlreiche Forschungs- und Publikationsvorhaben verfolgt. (Verbindungen zu Projekten in Abteilung I)
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Ingrid Schoberth, Prof. Gerhard Dannecker
Die vielfältigen Wechselwirkungen von Religion und Bildung reflektiert Abteilung IV. Religion im Bildungsprozess ist gegenwärtig in besonderer Weise durch die Veränderungen der religiösen Gegenwartskultur herausgefordert. Auch gibt es bislang nur wenig aussagekräftige empirische Studien, die zu einem differenzierten Bild der religiösen Gegenwartslage bei Kindern und Jugendlichen beitragen. Da genaue theologische, empirische und didaktische Wahrnehmungsperspektiven aber von grundlegender Bedeutung sind, besteht hier ein dringender Forschungsbedarf. Genaue Wahrnehmungen sind die Voraussetzungen einer didaktischen Profilierung religiöser Bildungsprozesse in Schule und Gemeinde. Aus dieser Aufgabenstellung heraus sind Forschungsprojekte zum Urteilenlernen in religiöser Bildung durchgeführt worden, die 2019 mit einer vertieften Fragestellung weitergeführt wurden. Wie bereits im Juli 2019 sollte auch im Juli 2020 eine Expertentagung durchgeführt werden, die vor allem schriftbezogen danach fragt, ob und wie die Heilige Schrift Kriterien für die Urteilsbildung und das Urteilenlernen in religiösen Bildungsprozessen bereitstellen kann. Begleitend dazu wird eine Veröffentlichung zur Moralerziehung ausgearbeitet.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Philipp Stoellger
Die Forschungsabteilung „Mediale Anthropologie“ wird von Prof. Philipp Stoellger geleitet. Sie strebt eine Horizonterweiterung in der Erforschung von Religionskulturen an, indem sie diese auch als visuelle Kulturen zu analysieren sucht. Als Horizont visueller Kultur will sie die Medienpraktiken von Religion reflektieren, also Medientheorie in theologischer Perspektive treiben. Als ein Fokus und Forschungsfeld dieser Horizonterweiterung wird mediale Anthropologie bearbeitet, im Anschluß und in Vernetzung mit Projekten zur ‚Verkörperung’ in phänomenologischer, bildwissenschaftlicher und theologischer Perspektive. Diese Forschungsperspektive hat bereits zu zahlreichen Publikationen geführt und wird in aktuell laufenden interdisziplinären Kooperationsprojekten erprobt.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Peter Lampe, Prof. Manfred Oeming, Prof. Jan Christian Gertz
Spuren der Geschichte Israels und der ersten Christen finden sich nicht nur in schriftlichen Quellen. Die moderne Archäologie leistet einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der biblischen Lebenswelten. Die von den Profs.
Peter Lampe, Manfred Oeming und Jan Christian Gertz geleitete Forschungsabteilung VI führt regelmäßig Grabungskampagnen in Phrygien (Türkei) und in Israel durch. Bei dem von Prof. Peter Lampe geleiteten siedlungsarchäologischen Projekt in Phrygien ist es u.a. gelungen, die zwei Montanistenstädte Pepouza und Tymion zu entdecken, nach denen die Forschung seit dem 19. Jahrhundert gesucht hatte.
In Kooperation mit der Universität Tel Aviv und in Begleitung von Studierenden führte Prof. Manfred Oeming in den vergangenen Jahren zahlreiche Grabungen in Ramat Rahel durch – so wurde u.a. erstmals in Israel eine eisenzeitliche Gartenanlage ausgegraben und eine komplexe Wasserversorgungsanlage mit Poolsystem freigelegt. Die Publikation von zwei Bänden des Grabungsberichtes in Ramat Rahel steht noch in 2020 bevor (gefördert von der Manfred Lautenschläger-Stiftung sowie der German-Israeli-Foundation), ein abschließender dritter Band soll 2021 folgen. Die enge Kooperation mit der Universität Tel Aviv geht in Gestalt der Lautenschläger-Azekah-Expedition weiter. Auf die achte Kampagne soll hoffentlich in 2021 die neunte Grabungsperiode folgen. Auch hier sind zahlreiche Publikationen auf dem Weg.
Prof. Jan Christian Gertz leitet ein von der DFG gefördertes Forschungsprojekt zu den Ortsangaben im Buch Deuteronomium. Das Projekt zielt darauf, durch die Untersuchung der Ortsangaben des Dtn historisch abgesicherte Anhaltspunkte für die Entstehungsgeschichte des Buchs, insbesondere für die in den Rahmenkapiteln (Dtn 1–11; 27–34) greifbare Redaktionsgeschichte zu gewinnen. Spezialuntersuchungen gelten den Ortsangaben von Dtn 1 und den wenigen Toponymen in Dtn 12–26. Das Forschungsvorhaben dient auch zur Klärung bislang wenig reflektierter methodischer Fragen, welche die konstruktive Verbindung exegetischer und archäologischer Arbeit im Bereich der biblischen Topographie betreffen.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Hanna Liss, Prof. Manfred Oeming, Prof. Helmut Schwier, Prof. Peter Lampe
Biblische Überlieferungen beeinflussen gesellschaftliche und kulturelle Prozesse bis in die Gegenwart. Die prägende Kraft jüdischer und christlicher Traditionen reflektiert die Forschungsabteilung VII unter der Leitung von Prof. Hanna Liss (Hochschule für Jüdische Studien) und Profs. Manfred Oeming, Peter Lampe und Helmut Schwier.
Unter der Leitung des Alttestamentlers Manfred Oeming fanden in den vergangenen Jahren internationale und interdisziplinäre Fachtagungen zu den Themen Bibel und Trauma sowie Bibel und Humor statt. Deren Ergebnisse werden 2021 veröffentlicht. Im Rahmen von Lehrveranstaltungen und Postdoc-Projekten wird in Kooperation mit der Arabistik und den Islamwissenschaften zudem der Zusammenhang von Bibel und Koran erforscht. Erste literarische Früchte dieser Zusammenarbeit sind in Vorbereitung.
Unter dem Neutestamentler Peter Lampe wurde in Kooperation mit dem amerikanischen Kollegen Robert Jewett (Chicago) ein weltweit einmaliges Archiv zur Wirkungsgeschichte des Römerbriefes (auch in abendländischer Staatsphilosophie und Politikgeschichte) zusammengestellt, das nicht zuletzt in dem umfangreichen Kommentarwerk von R. Jewett zum Römerbrief ausgewertet wurde und an dem weiter geforscht wird.
Am Lehrstuhl für Bibel und Jüdische Bibelauslegung (Hanna Liss) an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg wurde in den letzten Jahren eine Reihe von Projekten gestartet, die sich mit der (hoch-)mittelalterlichen Text- und Überlieferungstradition beschäftigen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Erforschung der orientalischen und europäischen Bibeltexte und Auslegungstraditionen, einschließlich der Masora- und Targumforschung. So wird im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereiches 933 „Materiale Textkulturen“ das Projekt „Der Masoretische Text der Hebräischen Bibel in seinen unterschiedlichen materialen Gestaltungen in Westeuropa im 12. und 13. Jahrhundert“ gefördert. Ein weiteres Projekt am Lehrstuhl (mit PD Dr. Gianfranco Miletto) zum „Bibeltext der Handschriften mit babylonisch-jemenitischer Punktation: Erfassung der Textvarianten“ begann 2016 (Finanzierung durch die DFG).
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Gerd Theißen, Prof. Matthias Konradt
Die von Profs. Matthias Konradt und Gerd Theißen geleitete Forschungsabteilung VIII dient zum einen der Erforschung des frühen Christentums, zum anderen wird die Entstehung und gegenwärtige Orientierungskraft der urchristlichen und altkirchlichen Ethik ausgeleuchtet. So hat Gerd Theißen einen Forschungsansatz entwickelt, der von der Eigenart und Universalität des urchristlichen Ethos ausgeht. Dieses Ethos stellt eine Synthese dar von biblischer Gebots- und griechischer Einsichtsethik, vom Nachbarschaftsethos der jüdischen Volksschichten und einem Oberschichtsethos, das einen weisen Umgang mit Macht und Besitz beinhaltete. Aus dieser Synthese entstammen die bis heute anerkannten Grundwerte von Autonomie und Solidarität, Rationalität und Barmherzigkeit, Einsicht und Nächstenliebe.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Bernd Schneidmüller
Das Projekt „Klöster im Hochmittelalter. Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle“ analysiert die klösterliche Welt des Mittelalters als eine Wegbereiterin der Moderne. Besonders zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert entwickelten mittelalterliche Klöster und Religionsgemeinschaften neue und innovative Formen der Lebensgestaltung. Dabei erfüllten sie eine bedeutende Vermittlerfunktion zwischen frommer Welt-
abgeschiedenheit und den vielschichtigen Dynamiken der mittelalterlichen Gesellschaft. Religion – Politik – Wirtschaft: In all diesen Bereichen schufen oder prägten Klöster Modelle jenes gesellschaftlichen wie kulturellen Aufbruchs, der bis in die europäische Moderne wirkte.
Diesen Themen widmen sich zwei Arbeitsstellen in enger Vernetzung, die an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Arbeitsstelle in Dresden) angesiedelt sind.
Prof. Bernd Schneidmüller leitet dieses Projekt.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Jan Stievermann
Die von Prof. Jan Stievermann geleitete Forschungsabteilung X möchte durch ihre Aktivitäten sowohl einen Beitrag zu der in Deutschland häufig vernachlässigten religiösen Dimension der Amerikastudien leisten als auch neue interdisziplinäre und vergleichende Perspektiven für religionsgeschichtliche Forschungen zu Europa eröffnen. Besondere Schwerpunkte liegen dabei auf der Kultur-und Theologiegeschichte des amerikanischen Protestantismus im 18. und 19. Jahrhundert sowie auf dem Verhältnis von Religion und Literatur.
Durch die Forschungsabteilung X ist das FIIT zudem mit dem Heidelberg Center for American Studies (HCA) verbunden. Gemeinsam mit dem HCA verleiht die Theologische Fakultät Heidelberg alljährlich den James W.C. Pennington Award an herausragende Wissenschaftler/innen. Der Preis wird von der Manfred Lautenschläger Stiftung gefördert. Er soll an den ersten Afroamerikaner erinnern, der einen Ehrendoktor von einer europäischen Fakultät erhalten hat. Pennington erhielt diesen 1849 von der Theologischen Fakultät Heidelberg.
Über das Jonathan Edwards Center Germany ist die Abt. X insbesondere mit der Yale Divinity School verbunden. Über das Center wird eine Forschungs- und Lehrkooperation organisiert und zugleich ein Forum für regelmäßige Gastvorträge und Seminare von Kollegen aus den USA geschaffen. Durch die über Prof. Stievermann bestehende Verbindung partizipiert das FIIT ferner an den vielfältigen internationalen Kontakten des HCA.
Derzeit arbeitet Prof. Stievermann mit einem Team von Nachwuchswissenschaftlern an einer von der DFG geförderten Edition des fünften Bandes von Cotton Mathers „Biblia Americana“ (1693–1728), dem ersten umfassenden und bislang unveröffentlichten Bibelkommentar aus dem englischsprachigen Nordamerika.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Friederike Nüssel
Dass die konfessionelle Differenzierung des Christentums nicht nur zu beklagen ist, sondern gerade in ihren Möglichkeiten erschlossen werden muss, ist der Leitgedanke der elften Forschungsabteilung. Unter der Leitung von Prof. Friederike Nüssel untersucht sie Potentiale konfessioneller Differenzierung im Horizont interkonfessioneller Dialoge, gesellschaftspolitischer Entwicklungen und ethischer Entscheidungsprozesse.
In den interkonfessionellen Dialogen wurde und wird immer deutlicher, dass in der konfessionellen Differenzierung Potentiale für den christlichen Beitrag zum Umgang mit weltanschaulichen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen liegen. Das von Prof. Nüssel geleitete Ökumenische Institut verfolgt und begleitet einerseits die Entwicklung und Gestaltung der genannten Dialogarbeit und geht andererseits in verschiedenen interdisziplinären Projekten der Frage nach, wie Potentiale konfessioneller Differenzierung in der Bearbeitung aktueller gesellschaftlicher Aufgaben zum Tragen kommen (können).
Im Rahmen dieses Forschungsinteresses veranstaltet das Ökumenische Institut in jedem Semester ein Ökumenisches Forum, das die Abteilung mit den Arbeiten anderer Abteilungen des FIIT vernetzt. In 2017 wurde ein Ökumenisches Forum zu „Lutherische Identität in außereuropäischen Kontexten“ veranstaltet, um im Gegenüber zu dem eher eurozentrisch begangenen Reformationsjubiläum die Rolle lutherischer Theologie außerhalb Europas zu erkunden und zu reflektieren.
Prof. Nüssel verantwortete zudem mit zwei FIIT-Mitgliedern (Profs. Bergunder und Stievermann) und weiteren Kollegen aus insgesamt fünf theologischen und außertheologischen Disziplinen das 2019 mit einer Tagung beendete LGF-Promotionskolleg „Globale Religionsgeschichte aus regionaler Perspektive: Historisierung und Dezentrierung religiöser Identitäten im 19. und frühen 20. Jahrhundert“. Im Rahmen der langjährigen Kooperation des Ökumenischen Instituts mit KollegInnen von der Cadi Ayyad Universität in Marrakesch zu hermeneutischen Fragen der Schriftauslegung fand im Juli 2019 ein Symposion statt zum Thema „Werte in Islam und Christentum“. Gegenwärtig erarbeitet Prof. Nüssel mit Prof. Jale Tosun (Politikwissenschaft) ein interdisziplinäres Forschungsprogramm zur Rolle der Werte in gesellschaftlichen Krisen.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Michael Bergunder
In Verbindung mit dem European Research Network on Global Pentecostalism untersucht die von Prof. Michael Bergunder geleitete Forschungsabteilung XII die weltweite Pfingstbewegung. Die Pfingstbewegung hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts zur dynamischsten Kraft innerhalb des Christentums entwickelt. Verbreiteten Schätzungen zufolge, deren Zuverlässigkeit allerdings nur schwer beurteilt werden kann, sind inzwischen 20–25% der Weltchristenheit pfingstlich-charismatisch geprägt. Dies hat nicht nur Folgen für das christliche Selbstverständnis außerhalb Europas und Nordamerikas, sondern führt auch aufgrund von Migrationsbewegungen zu einer verstärkten Präsenz pfingstlich-charismatischer Gruppen in der kirchlichen Landschaft Deutschlands und Europas. Im Zuge dieser Entwicklung entstehen neue Fragen der religionswissenschaftlichen Wahrnehmung, christlicher Identität und ökumenischer Zusammenarbeit.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Johannes Eurich, Prof. Andreas Kruse
Die sozialen Folgen des gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandels reflektiert die Forschungsabteilung XIII unter Leitung von Prof. Johannes Eurich (Leiter des Diakoniewissenschaftlichen Instituts Heidelberg) und Prof. Andreas Kruse (Direktor des Heidelberger Instituts für Gerontologie). In mehreren aktuellen Projekten verbindet die Abteilung diakonie- und sozialwissenschaftliche Methoden und Perspektiven:
Das Projekt „Technikkompatibilität von Netzwerken in der ambulanten Pflege von Menschen mit Demenz“ fragt nach erfolgskritischen Faktoren für Netzwerkbildung und für den erfolgreichen Einsatz innovativer Technik in der ambulanten Pflege besonders von Menschen mit Demenz. Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durchgeführt und ist inzwischen abgeschlossen worden. Die Projektergebnisse wurden in der renommierten Zeitschrift „Pflege & Gesellschaft“ Anfang 2019 veröffentlicht: Johannes Eurich, Stefanie Wiloth, Nora Weinberger, Johanna-Bettina Krings, Michael Decker: Explorative Analyse regionaler Unterstützungsnetzwerke für ältere, pflegebedürftige Menschen, in: Pflege und Gesellschaft 24/2019, 2, 151–166.
Prof. Eurich und Prof. Kruse waren im Frühjahr 2019 im Rahmen des Vortragsprogramms der Bundesregierung zu Vorträgen und einer Parlamentsdiskussion in Taiwan, um dort eine Forschungskooperation im Blick auf die ambulante Versorgungssituation alter, pflegebedürftiger Menschen anzubahnen.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Fritz Lienhard, Prof. Helmut Schwier
Die Forschungsabteilung XIV wird geleitet von den Praktischen Theologen Prof. Fritz Lienhard und Prof. Helmut Schwier (Universität Heidelberg). Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Kasualpraxis im Kontext der gegenwärtigen Gesellschaft. Diese wird im Rahmen eines Forschungsprojektes zu „Formen und Funktionen des Kasualgesprächs“ in Kooperation mit den Evangelischen Landeskirchen in Baden und in der Pfalz empirisch untersucht.
Die gegenwärtige Gesellschaft ist durch eine nie dagewesene Vielfalt an Lebensformen geprägt – mit starken Auswirkungen auf die kirchliche Kasualpraxis. Geburt, Eheschließung und Sterben bleiben zwar wichtige biographische Übergänge im Leben der Menschen, in denen viele eine kirchliche Begleitung wünschen. Gleichzeitig nimmt die Plausibilität traditioneller Formen ab, neue Rituale entstehen und die Kasualbegehrenden fordern immer häufiger eine individuelle Passung des Gottesdienstes. Nicht zuletzt das Kasualgespräch wird dadurch zu einer besonderen Herausforderung, die es empirisch zu untersuchen und theologisch zu reflektieren gilt.
Beteiligte Mitglieder:
Prof. Annette Haußmann
Die Forschungsabteilung XV wird geleitet von Prof. Annette Haußmann (Praktische Theologie). In Zusammenarbeit mit dem Seelsorgezentrum Heidelberg der Evangelischen Kirche in Baden werden Perspektiven der interdisziplinären Kooperation (Medizin, Theologie, Psychologie) für die Seelsorgeforschung und die konkrete Anwendungspraxis (auch in anderen Gebieten) fruchtbar gemacht.
Das Seelsorgezentrum Heidelberg, das seinen Sitz im FIIT, Hauptstr. 240, hat, bietet ein Forum, von dem aus seelsorgerliche Praxis und Praxisermöglichung im Kontext poimenisch-wissenschaftlicher Perspektiven reflektiert werden kann. Das Zentrum beteiligt sich an der Seelsorgeausbildung sowohl von künftigen und bereits tätigen Pfarrerinnen und Pfarrern als auch von Ehrenamtlichen.