Geschichte

Das Forschungszentrum Internationale und Interdisziplinäre Theologie (FIIT) in Heidelberg wurde 2005 von Prof. Michael Welker gegründet. Er brachte langjährige Erfahrungen (1996–2006) als Direktor des Internationalen Wissenschaftsforums Heidelberg (IWH), als Mitglied des Senats- und Bewilligungsausschusses für Graduiertenkollegs der DFG, aber auch als Senior Consultant Scholar am Center of Theological Inquiry in Princeton ein. Durch intensive internationale Vortragstätigkeiten in über 30 Ländern und 20 Bundesstaaten der USA sowie durch diverse Gastprofessuren in Cambridge, Chicago, Emory, Harvard und Princeton lernte er erfolgreiche wissenschaftliche Formate interdisziplinärer Forschung in der angloamerikanischen Welt kennen und konnte sie für die Arbeit in Deutschland übernehmen. Die Betreuung von 60 Doktoranden und Doktorandinnen aus 15 Ländern und die Erfahrungen aus zahlreichen Forschungsprojekten, vor allem zum Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaften sowie Theologie und Rechtswissenschaften boten eine ideale akademische Basis beim Aufbau des FIIT. 

Das Institut ist vom Senat der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg bestätigt und untersteht dem Rektorat der Universität Heidelberg, die seit 1386 national und international wissenschaftlich ausstrahlt. Das FIIT fügt sich in die gesamtuniversitäre Strategie ein, die es sich zum Ziel gesetzt hat, universitäre Disziplinen auf hohem akademischem Niveau zu vernetzen, wissenschaftliche Einrichtungen vor Ort in Heidelberg strategisch einzubinden und sich international auszurichten. 24 Heidelberger Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer wirken in lockerer Vernetzung heute in der Leitung und Gestaltung des FIIT zusammen. 80 Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt waren bisher als Scholars in Residence für ihre Forschungen am FIIT zu Gast. Im Rahmen der international ausgeschriebenen und streng evaluierten Forschungspreise (John Templeton Award und Manfred Lautenschlaeger Award for Theological Promise) wurden bereits 130 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet, von denen etwa 90 % eine Hochschullaufbahn einschlugen. Vor allem aber fanden in den beiden Tagungsräumen des FIIT — bei größeren Gruppen im benachbarten IWH — zahlreiche international und interdisziplinär besetzte Kolloquien, Workshops, Konsultationen und Tagungen statt, die mehrheitlich zu wissenschaftlichen Buchveröffentlichungen führten.

Vision

Das Christentum ist mit einem Drittel der Menschheit eine der stärksten prägenden Kulturkräfte weltweit. Trotz deutlicher Resonanzverluste in Westeuropa und nun auch in Nordamerika wächst es am Anfang des 21. Jahrhunderts in vielen Weltgegenden, vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika. Das Verständnis wichtiger kultureller, sozialer und politischer Entwicklungen ist ohne Berücksichtigung der Bindungs- und Prägekräfte des Christentums kaum möglich. Das FIIT reflektiert gegenwärtige globale Entwicklungen theologisch und erschließt sowohl der außertheologischen Wissenschaft wie auch außerwissenschaftlich Interessierten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Bedeutung der Orientierungskräfte des Christentums für diese Prozesse. 

Dabei unterscheiden Wissenschaftler des FIIT kritisch wie auch selbstkritisch zwischen schöpferischen und destruktiven kulturellen und symbolischen Potenzialen in Religionen, Moralen, Zivilgesellschaften, Wissenschaft und Politik. Das FIIT erschließt außertheologischen wissenschaftlichen Zugang zu gelebter Religiosität von organisierten Religionen bis zu Gestalten individueller Frömmigkeit. Das Forschungszentrum geht gezielt auf innerwissenschaftliche Ansprüche, aber auch außerwissenschaftliche Herausforderungen ein. Innerwissenschaftlich steht der seriöse und verlässliche wissenschaftliche Erkenntnisgewinn als wichtigstes Ziel im Vordergrund. Außerwissenschaftlich soll die Arbeit des FIIT den demokratischen Wandel in freiheitlichen Gesellschaften und die internationale Verständigung über zentrale ethische und weltanschauliche Fragestellungen fördern. Theologische Wissenschaft und gesellschaftliche Wirklichkeit werden im FIIT konsequent multisystemisch gedacht.