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Der Römerbrief – Rechenschaft eines Reformators

Gerd Theißen / Petra von Gemünden, Der Römerbrief – Rechenschaft eines Reformators,
Göttingen: Vandenhoeck 2016, 560 S.

Paulus hat Luther inspiriert, aber seine lutherische Auslegung geriet in Misskredit. Luther und Bultmann deuteten seine Theologie als Antwort auf den moralischen und existenziellen Konflikt des Individuums, die „New Perspective on Paul“ als Antwort auf den sozialen Konflikt zwischen Israel und den Völkern. Die These des Buches ist, dass Individual- und Sozialkonflikt einander bedingen. Religiöser und sozialer Separatismus verschärfen ebenso wie deren Überwindung innere Spannungen. Das wird durch eine Kombination bildsemantischer, sozialgeschichtlicher, historischer, psychologischer und theologischer Methoden gezeigt. Paulus entwickelt in seinem Brief vier Heilslehren: Heil durch Werke, Rechtfertigung, Verwandlung und Erwählung. Ihre Abfolge entspricht seiner theologischen Entwicklung. Sein Römerbrief ist ein sehr persönliches Bekenntnis – sowohl als retrospektive Aufarbeitung seiner Vita und Theologie als auch im Blick auf sein wichtigstes Ziel in der Zukunft: Paulus hofft auf eine Reform des Judentums, in der es sich für alle Völker und für seine heidenchristlichen Gemeinden öffnet. Zwar scheiterte er mit dieser Reform, wurde dadurch aber zum Architekten des Christentums. Ergebnisse des Buches liegen dem didaktischen Roman von G. Theißen: Der Anwalt des Paulus, Güterloh 2017, zugrunde.

Veränderungspräsenz und Tabubruch. Die Ritualdynamik urchristlicher Sakramente

Gerd Theißen, Veränderungspräsenz und Tabubruch. Die Ritualdynamik urchristlicher Sakramente, BVB 30,
Münster: LIT 2017, 482 S.

Sakramente und Riten sind die sichtbare Seite der Religion. Jede Kommunikation mit anderen Menschen ist auf sie angewiesen. Sie dienen sowohl dem Zusammenhalt einer Gemeinschaft als auch der Ab- und Ausgrenzung. Grundgedanke der hier entworfenen protestantisch-reformierten Sakramentsdeutung ist, dass die katholische Wandlungslehre, symbolisch verstanden und im Lichte neuer Ritualtheorien gedeutet, eine überzeugende Sinngebung anbietet: Gott ist da, wo sich etwas verändert – in der Welt und im Menschen. Die Präsenz des Göttlichen im Sakrament ist Veränderungspräsenz. Sie bedeutet zugleich für den Menschen einen „symbolischen Tabubruch“: Zeichenhaft werden Fleisch und Blut verzehrt oder Kinder in den „Tod“ gegeben. Die sakramentale Botschaft ist: Menschen, die auf Kosten anderer leben, werden verwandelt zu Menschen, die miteinander teilen und Kinder als unantastbare Ebenbilder Gottes anerkennen.“