Veröffentlicht im Dezember 2021-Kategorie: Programm-Schlagwörter: , -

Das Projekt „Klöster im Hochmittelalter. Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle“ analysiert die klösterliche Welt des Mittelalters als eine Wegbereiterin der Moderne. Besonders zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert entwickelten mittelalterliche Klöster und Religionsgemeinschaften neue und innovative Formen der Lebensgestaltung. Dabei erfüllten sie eine bedeutende Vermittlerfunktion zwischen frommer Welt-
abgeschiedenheit und den vielschichtigen Dynamiken der mittelalterlichen Gesellschaft. Religion – Politik – Wirtschaft: In all diesen Bereichen schufen oder prägten Klöster nachhaltige Modelle für die Beschreibung und Bewältigung gesellschaftlicher Umbrüche.

Diesen Themen widmen sich zwei Arbeitsstellen in enger Vernetzung, die an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Arbeitsstelle in Dresden) angesiedelt sind.

Ordnungsmodelle für die Welt: Arbeitsstelle Heidelberg

Die Arbeitsstelle in Heidelberg untersucht Texte von Autoren aus dem 12. und 13. Jahrhundert, die grundlegende Ordnungsmodelle entwarfen und damit gezielt in die außerklösterliche Lebenswelt wirkten. Diese Werke entstanden im Kontext von Klöstern oder religiösen Gemeinschaften wie z.B. der Regularkanoniker oder Bettelorden. Darin sammelten die Verfasser das in ihrer Zeit verfügbare theologische Wissen oder mündliches Erzählgut und brachten es in eine neue, anwendungsorientierte Ordnung. Auf diese Weise schufen sie zukunftsweisende Visionen von einer „besseren“ Welt. Ziele unserer Arbeit sind die Erarbeitung neuer Editionen zentraler Quellen der religiösen Lebenswelt des Mittelalters sowie deren inhaltliche Auswertung unter kulturwissenschaftlichen und neuen methodischen Fragestellungen.

Die Normierung des Klosterlebens: Arbeitsstelle Dresden

Im Mittelpunkt der Arbeitsstelle in Dresden steht die klösterliche Neuformierung von Individuum und Gemeinschaft mit innermonastischen Ordnungen und normsetzenden Texten. Dabei stehen Texte aus dem 11. bis 13. Jahrhundert im Vordergrund, bei denen die kulturelle Deutungsmacht der Klöster in besonderer Weise programmatisch greifbar wird: Mahnschriften und didaktische Traktate, Kloster- oder Ordensregeln und Statuten sowie deren Kommentare, welche die Rechtsordnung der Gemeinschaften bestimmten.

Aktuelle Forschungsprojekte in Heidelberg 

Edition und Übersetzung des Opusculum de aedificio Dei (Kleines Werk über das Haus Gottes) des Gerhoch von Reichersberg (1092/93–1169)

Neuausgabe und Übersetzung der Libri miraculorum (Acht Wunderbücher) des Caesarius von Heisterbach (ca. 1180–1240)

Weitere Informationen unter: https://www.hadw-bw.de/forschung/forschungsstelle/kloester-im-hochmittelalter 

Publikationen

Publikationen im Rahmen der projekteigenen Reihe „Klöster als Innovationslabore“ (Verlag Schnell und Steiner, Regensburg).
Open Access unter https://digi.hadw-bw.de/view/kai 

Publikationen im Rahmen der Reihe „Vita regularis. Abhandlungen“ (LIT-Verlag Berlin).
Informationen unter https://tu-dresden.de/dcpc/fovog/vita-regularis